Am Mittwoch, den 22.01.2020, besuchten die beiden Geschichtsgrundkurse der Q2 in Begleitung von Frau Trötzer und Herrn Jätzel das Kreismuseum Wewelsburg. Im Rahmen der Unterrichtseinheit “Nationalsozialismus” sollte sich dort mit dem “Nationalsozialismus in unserer näheren Umgebung” und der Aufarbeitung dieser Epoche beschäftigt werden.
Nachdem wir gegen etwa 10 Uhr mit dem Bus angereist waren, begann unsere Führung mit dem Museumspädagogen Herrn Ellermann. Zuerst erhielten wir einen groben historischen Kontext, von dem uns aber auch schon einiges aus dem Geschichtsunterricht bekannt war. Danach ging Herr Ellermann auf die Funktion der Wewelsburg ein, die ab 1934 als SS-Standort diente und zur einer gigantischen SS-Versammlungsstätte ausgebaut werden sollte.
Anschließend sollten wir uns selbstständig im Museum nach Themen umsehen, die uns besonders interessierten und dazu eigene Kurzvorträge in Kleingruppen vorbereiten. Diese Aufgabe gestaltete sich schwieriger als gedacht, weil eigentlich alle Themen sehr interessant waren und es dadurch schwer wurde, sich nur auf ein einziges zu beschränken. Nach einer dreiviertel Stunde hatte dann aber jede Gruppe einen spannenden Vortrag vorbereitet, den Herr Ellermann bei der Präsentation mit seinem umfangreichen Fachwissen ergänzte. So hatten wir die Ausstellung auf eine etwas andere, aber sehr lehrreiche Art und Weise kennengelernt und konnten mit unserem neu erworbenen Wissen zufrieden in die Mittagspause gehen.
Nach einer kurzen Stärkung trafen wir uns dann mit Herrn Ellermann im Medienraum, wo er uns über einen Beamer kurze Einblicke in verschiedene Präsentationen über Nazi-Gruppierungen der Gegenwart gewährte. Wir erfuhren etwas über ihren Kleidungsstil, typische Musik und wie solche Bewegungen heute aufgebaut sind, d.h. welche Zielgruppe sie ansprechen und auf welchen Wegen sie neue Mitglieder gewinnen. Auch erzählte uns Herr Ellermann von seinen Erfahrungen mit Besuchern des Museums, da die Wewelsburg noch heute ein “Anziehungsort” für Neonazis ist.
Danach gingen wir in die Burg selbst, wobei wir uns auf den Nordturm beschränkten, da der Rest der Burg anderweitig genutzt wird. Der Turm ist in drei Geschosse unterteilt, die jeweils unterschiedlichen Zwecken dienten. Im Keller befindet sich eine Gruft, in der den verstorbenen SS-Führern gedacht werden sollte. Die Akustik in diesem Raum ist sehr beeindruckend, da der runde Raum so gebaut wurde, dass am Rand eine Art Flüstergalerie entsteht und in der Mitte der Schall so gebündelt wird, dass man sich selbst extrem laut hört. Durch dieses Phänomen entsteht eine fast mystische Atmosphäre im Gewölbe. Der Raum darüber wurde zum SS-Obergruppenführungssaal umgebaut, aber nie wirklich für seinen eigentlichen Zweck genutzt. Berühmt ist er für das Sonnenradmotiv, das auf dem Marmorboden zu sehen ist und heute noch als Symbol in rechtsextremen Kreisen benutzt wird. Dort erfuhren wir einiges über die Umbauten und auch die tatsächliche Nutzung des Turmes.
Unser letzter Punkt auf unserem Tagesplan war die Besichtigung des Grundstückes, auf dem früher das KZ Niederhagen stand. Es ist fußläufig vom Museum aus zu erreichen. Heute stehen dort Wohnhäuser und die Feuerwehr des Ortes nutzt die ehemalige Lagerküche. Ansonsten erinnert nur noch ein dreieckiges Mahnmal auf dem ehemaligen Appellplatz des Lagers an die Vergangenheit. Dort endete auch unser eindrucksvoller Tag. Wir bedankten uns herzlich bei Herrn Ellermann und machten uns auf den Weg zurück zum Museum, vor dem unser Bus schon wartete.
Alles in allem war es ein äußerst spannender Ausflug, der uns Dank der interessanten Gestaltung durch Herrn Ellermann mit Sicherheit lange im Gedächtnis bleiben wird. Außerdem war es eine gute Möglichkeit, das im Geschichtsunterricht Gelernte mit einem realen Ort zu verknüpfen, wodurch alles etwas anschaulicher wurde. Darüber hinaus erfuhren wir auch viele neue Dinge durch einen Experten vor Ort, die wir im normalen Geschichtsunterricht mit Sicherheit nicht so lebendig hätten erfahren können.
Bericht von Sophie Müller, Q2